Perspektiven von Pädagogik Studierenden,
die zugleich Schuleltern sind
Die aktive Einbindung von Eltern in die schulische Weiterentwicklung ist ein zentrales Anliegen einer zeitgemässen Schulgemeinschaft. Vor diesem Hintergrund möchte die Akademie für anthroposophische Pädagogik (AfaP) noch mehr Schuleltern einladen für ein pädagogisches Studium. Ziel ist es, Eltern nicht nur als Unterstützer der Schule zu gewinnen, sondern sie direkt in den pädagogischen Prozess einzubinden – sei es durch Umschulungen zum Lehrberuf oder als pädagogische Assistenz. In zwei Interviews berichten pädagogische Studierende, die selbst Schuleltern sind, über ihre persönlichen Erfahrungen.
Motivation für das Studium der Waldorfpädagogik
Was hat Sie motiviert, Waldorflehrerin werden zu wollen und Waldorfpädagogik zu studieren?
Die Anthroposophie begleitet mich, in verschiedenster Form und lange eher unbewusst, schon mein ganzes Leben. Immer wieder tauchte der Wunsch auf, mich in anthroposophische Themen und Anschauungen vertiefen zu können. So versuchte ich je nach Möglichkeiten in meinem Leben, mich weiterzubilden und suchte immer wieder den Kontakt zur menschenkundlichen Arbeit. Erst in der Weiterbildung zur Spielgruppenleiterin als Mutter von kleinen Kindern mit wenig zeitlichem Spielraum, dann als Assistenz in der Schule, in einer altersdurchmischten Klasse mit erhöhtem Förderbedarf. Eigentlich waren es die Kinder und Jugendlichen, die mir den Hinweis gaben, dass ich unbedingt Lehrerin werden sollte. Ich machte ein schulinternes Methodik-Didaktik-Modul für Lehrpersonen und tauchte immer tiefer in das Verständnis der Pädagogik ein. Durch das Eintauchen erhöhte sich mein Interesse am Beruf stetig und so fand ich aus «Wissensdurst» den Weg an die AfaP.
Vereinbarkeit von Ausbildung und Familie
Wie gestaltet sich der Spagat zwischen Elternsein, Studium und der Praxis in der Schule?
Die praxisbegleitende Ausbildung ist für mich genau das Richtige. Mit drei Töchtern im Alter von 9 bis 14 Jahren bin ich froh, dass es diese Art des Studierens gibt. Natürlich bin ich meiner Familie sehr dankbar, dass sie die momentane Mehrfachbelastung mittragen und mir ermöglichen, dass ich als Mutter mit einem vollen Pensum als Klassenlehrperson auch die Studien-Wochenenden besuchen kann. Das erfordert von allen Beteiligten ein Mittragen, bringt aber auch Bereicherung.
Den schriftlichen Anforderungen des Studiums neben all dem gerecht zu werden, ist wohl die grösste Herausforderung, um ehrlich zu sein. Da gibt es, aus oben genannten Gründen, noch zeitlichen Optimierungsbedarf. Glücklicherweise sind Gerwin Mader und das AfaP-Team dort wunderbar realistisch und können auch mit kleinen Verzögerungen umgehen. Das Schreiben der Portfolios und sonstigen Arbeiten ist mit meinem Arbeitspensum und Anforderungen für mich praktisch nur in den Ferien möglich. Im Alltag stosse ich diesbezüglich an meine Grenzen. Die Studien-Wochenenden und die Arbeit in der Schule geben mir jedoch Kraft und machen mir viel Freude, sodass ich keines von beiden missen möchte.
Praxis und Schule
Haben sie schon konkrete Aufgaben an der Schule übernommen? Fühlen Sie sich gut mentoriert und unterstützt?
Als Klassenassistenz mit dem Ziel, manche Epochen und Fachstunden im Schuljahr zu übernehmen, bin ich in meine Studienzeit gestartet und konnte Dank einer wunderbaren Mentorin und eines offenen und tragenden Kollegiums sehr viel lernen, erfahren und profitieren. Aus dieser Sicherheit heraus habe ich nun in meinem zweiten Studienjahr eine zweite Klasse als Klassenlehrerin übernommen und fühle mich auch hier unterstützt und wohlwollend getragen von meinem Kollegiumn.
Persönlicher Gewinn und Perspektiven
Was haben Sie persönlich durch den neuen Beruf, das Studium und die praktische Arbeit an der Schule gewonnen? Hat sich dadurch Ihre Sicht auf Bildung und Erziehung generell verändert?
Ich lerne täglich dazu. Jeden Tag, an dem ich mit meinen Schülern arbeite, lerne ich Neues. Über mich, über meine pädagogischen Handgriffe, über den Umgang mit Kindern, über den Umgang von Mensch zu Mensch. Schon immer haben mich Gemeinschaften und deren Wirkung interessiert und die Schule ist ein grosser Ort des Miteinanders und Füreinanders, an dem sich unentwegt lernen lässt. Die Besuche an der AfaP ermöglichen mir Austausch mit Mitstudenten und Freunden, die an den verschiedensten Orten in der ganzen Schweiz mit den gleichen Themen beschäftigt sind. Eine grosse Bereicherung. Hinzu kommt die stetige Arbeit an der Menschenkunde und die fachlichen Inputs, die zum Weiterdenken und Ausprobieren anregen. Ich erlebe in Bezug auf die Pädagogik Rudolf Steiners jede Beschäftigung als Bereicherung und gleichzeitig als Anstoss, immer mehr und tiefer weiterzuforschen.
Name des/der Interviewten: Caroline Fischer
Alter: 36 Jahre
Kinder (wie alt): 9, 12, 14 Jahre
Angaben zur Klasse/Anzahl SuS/Stufe: 2. Klasse/
11 SuS 3w, 8m