Schule des Lebens
Daniel Wirz unterrichtete fünf Jahre an einer staatlichen Schule in der Schweiz, bevor er Waldorfpädagogik an der Freien Hochschule in Stuttgart studierte. Er begründete den « Freien Pädagogischen Arbeitskreis » (FPA), eine alternative Lehrer-, Lehrerinnen- und Elternvereinigung. (www.menschenbildung.ch) und die Rudolf Steiner-Schule Baar, wo er viele Jahre als Klassen- und Fachlehrer sowie Geschäftsführer tätig war, und schliesslich die Neue Schule Zug, eine innovative Schule im Sinne der Pädagogik Rudolf Steiners, die ihre Pforten jedoch nach ein paar Jahren wieder schliessen musste.
Es ist nicht die erste Buchpublikation des heute Achtzigjährigen, doch drehen sich alle um zentrale grundsätzliche pädagogische Themen, wie sie in der Tradition von Pestalozzi und Rudolf Steiner immer wieder behandelt werden und nun mit dem neuesten Buch in Zukunftsforderungen an die Schule in z. T. persönlich konnotierten « Miniaturen« münden. Zum Beispiel der Übergang vom Kindergarten in die Schule : « Wenn die ersten Schuljahre gelingen, ist in der Tat – für alles, was danach (schulisch) noch kommt – viel gewonnen. Misslingt der Einstieg aber, ist der Schaden – nicht selten zeitlebens – nicht wieder gutzumachen. » Früheinschulung und vorschulische Bildungsprogramme und Digitalisierung von Kindergarten und Schule wirkten da wie Gift auf die mitgebrachte Spiel- und Lernfreunde der Kinder. Auch strukturell müsse sich viel ändern : Staatliche, von oben eingeführte Reformen für alle Schulen seien nicht nachhaltig wirksam, sondern nur diejenigen, die von unten, d. h. von Eltern und Lehrern autonom in ihrer einzelnen Schule auf den Weg gebracht würden. Deshalb sei das Recht auf freie Schulwahl unabdingbar.
Dass die essentiellste Voraussetzung der Erziehung von Kindern die empathische Beziehungsfähigkeit der Erwachsenen ist, könnte banal tönen. Sie wird jedoch in einer Schul(leistungs)kultur der andauernden « Beschämung » und Angsterzeugung mit Füssen getreten. Um dieser Unkultur gegenzusteuern zu können, kommen Eltern und Lehrer an einer kritischen Selbstreflexion ihres Verhaltens und Selbsterziehung nicht vorbei.
Und um noch ein angeschlagenes Themenfeld beispielhaft aufzuführen : Wirz fragt : Was macht eine Schule zukunftsfähig ? Seine Antwort : Eine Schule hat Ideale und setzt sie auch um. Hier schließt Wirz an neuere Untersuchungsergebnisse an, dass ein Grossteil der Jugendlichen im Hinblick auf ihre eigene Zukunft pessimistisch gestimmt sei. Deshalb müsse es ein zentrales Anliegen von Schule sein, die Selbstwirksamkeit und Gestaltungskräfte anzuregen und dem Leben Sinn zu geben. Denn diese führten letztendlich zu einer Schule, die rundum gesundend, im Sinne von aufbauend, auf die Kinder wirke.
Es handelt sich hier in der Tat um gesammelte « Miniaturen », deren Motive sich gelegentlich wiederholen, keinem streng systematischen Aufbau folgend, ohne Nachweise der zitierten Studien und Literatur, aber wohl um ein Arrangement, was zu einer Schule des Lebens, des Lernens und des Liebens gehören kann.
Daniel Wirz : Wie Schule wird. Miniaturen – pädagogisch bedacht, 156 S., CHF/€ 20.– inkl. Porto und Versand, Zug 2024. Bestelladresse : Daniel Wirz, Ammannsmatt 34, CH-6300 Zug, danielwirz@bluewin.ch