Die Rudolf Steiner Schule St. Gallen ergreift
Massnahmen zur Schulentwicklung vor allem
bei der Gesundheit der Lehrkräfte und der
Partizipation von Schülerinnen und Schülern
«Heute alles für morgen» – so lautet unser Claim in unserem Schullogo. Wie dieses Morgen aussieht, wissen wir alle nicht. Was wir aber wissen, ist, dass die Träger des Zukunftsimpulses unsere Schülerinnen und Schüler sind. Sie werden die Zukunft gestalten. Sicherlich wird dabei die soziale Frage eine wesentliche Frage sein. Wie gehen wir miteinander um? Wie verhalten wir uns verantwortlich als Menschengemeinschaft den anderen und der Umwelt gegenüber? Wie kann der Mensch sich in seinem Menschsein gegenüber der zunehmenden Digitalisierung respektive künstlichen Intelligenz behaupten? All diese Fragen sind zentrale Fragen, mit denen wir uns als Erziehende auseinandersetzen müssen.
Um den Spagat zwischen Tradition und Moderne (Werte versus Zeitgeist) verantwortlich zu gestalten, üben wir uns darin, die Schülerinnen und Schüler in ihren Bedürfnissen wahrzunehmen, beteiligen sie bei der Gestaltung der Schulentwicklungsfragen und beziehen sie aktiv mit ein. Dabei sind Gesichtspunkte zur Gesundheit der Lehrkräfte und der Schülerschaft sowie des sozialen Miteinanders wesentliche Richtwerte, an denen wir unsere Überlegungen und Handlungen ausrichten.
Im Einzelnen sind bereits folgende Schulentwicklungsmassnahmen im Hinblick auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler an unserer Schule entstanden:
- Um den Übergang von der Klassenlehrerzeit zur Oberstufe für die Schülerinnen und Schüler gefälliger zu gestalten, bleibt der vertraute Klassenlehrer als Klassenbetreuer weiterhin die Bezugsperson, gibt nach wie vor einen Teil der Epochen, andere Epochen werden aber bereits von Fachlehrpersonen unterrichtet.
- An den Freitagnachmittagen können die IMS-Schülerinnen und -Schüler freie Projekte in den Bereichen Kunst, Musik, Werken/Gartenbau und Sport wählen.
- Mit dem SchülerInnenrat treffen sich Schulleitung und ein Lehrerkollege sechsmal im Jahr, um die Anliegen der Schülerinnen und Schüler wahrzunehmen.
- Zweimal im Jahr findet eine IMS-Konferenz der Klassen 10–12 statt, an der alle unterrichtenden Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Alle IMS-Anliegen finden hier Gehör.
- Bei der Ausarbeitung unseres neuen Medienkonzepts und der neuen Schulordnung wurden die Schülerinnen und Schüler aktiv beteiligt.
- Durch die Wahl von Vertrauenslehrpersonen und der Einrichtung einer schulinternen Meldestelle können Schülerinnen und Schüler sich auf verschiedenste Weise Hilfe und Unterstützung in schwierigen Situationen holen. Im Bedarfsfall wird externe Intervention hinzugezogen.

Zur Unterstützung der Arbeit der Lehrpersonen auch im Hinblick auf die Gesundheit der Lehrkräfte sind folgende Neuerungen eingeführt worden:
- Die Konferenzzeiten liegen zwischen 15:30 Uhr und spätestens 19:00 Uhr. Die Donnerstage sind monatlich so rhythmisiert, dass jede Woche Unterstufen- und Oberstufen-/IMS-Konferenzen stattfinden, und dazu im Wechsel allgemeine Konferenzen, in denen die pädagogische Arbeit und Hospitationsgruppen auf der Tagesordnung stehen.
- In den Hospitationsgruppen, bestehend aus je fünf Lehrpersonen, finden regelmässige Unterrichtsbesuche statt sowie kollegiale Intervisionsgespräche, die anhand eines konkreten Gesprächsleitfadens geführt werden.
- Die Inhalte für die pädagogische Arbeit werden für jedes Schuljahr neu festgelegt. Im vergangenen Schuljahr hat das Kollegium intensiv die «Neue Autorität» studiert. Diese Ansätze kommen bei herausfordernden Klassen-, Eltern- oder SchülerInnen-Situationen zur Anwendung. Das Kollegium arbeitet hier eng zusammen und agiert nach aussen als Team.
- Es wird häufig mit offener Klassenzimmertür unterrichtet. Diese Transparenz stärkt das Vertrauen untereinander und ermöglicht spontane gegenseitige Unterstützungsmöglichkeiten während der Unterrichtszeiten.
- Bei Doppelklassen unterrichten wir vermehrt im Teamteaching. Das entlastet die einzelnen Lehrpersonen und führt zu einer lebendigen Unterrichtsgestaltung.
- Ab der Oberstufe haben wir die Klassenzimmer abgeschafft und durch fachspezifische Unterrichtsräume (Biologie/Mathematik, Deutsch/ Geschichte/Geographie, Englisch, Französisch, Chemie, Physik, Informatik) ersetzt.
Weitere Schulentwicklungsthemen, die wir auf den Weg gebracht haben:
- Seit nunmehr vier Jahren haben wir einen neuen transnationalen Abschluss in der IMS eingeführt. Es ist dies das Certificate of Steiner Education (CSE).
- Ab dem kommenden Schuljahr werden wir ab der 9. Klasse dem natürlichen Biorhythmus der Jugendlichen entgegenkommen und den Schulbeginn auf 8.45 Uhr verlegen.
- Wir haben zwei pädagogische Leitungen (Unterstufe und Oberstufe/IMS) eingeführt. Schulentwicklungsthemen werden dadurch verlässlich und speditiv zu einem definierten Ergebnis geführt.
Seit nunmehr acht Jahren haben wir in St. Gallen diesen Weg der Neuausrichtung eingeschlagen. So ungewiss das Morgen ist, so gewiss sind wir, dass die Waldorfpädagogik in der heutigen Zeit mehr denn je ihre Berechtigung hat. Schule ist ein lebendiger Ort, der niemals stillstehen darf. Solange wir unser Ohr «am Puls der Zeit» behalten, die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen wachsam wahrnehmen und unseren Grundüberzeugungen treu bleiben, so lange bleiben wir lebendig und können unsere Jugend heute verlässlich auf das Morgen
vorbereiten.
Kontakt: Heidrun Weber unter schulleitung@steinerschule-stgallen.ch kontaktieren.)